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Höflichkeit

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Das Ende der Höflichkeit

Der Umgang zwischen den Menschen wird rauer. Nach den Verkehrs- und den Umweltrowdys machen sich jetzt Kommunikations-Raufbolde breit. Nicht nur im Internet kennen viele den Respekt vor anderen Menschen nicht mehr. Das färbt gefährlich ab auf das gesellschaftliche Zusammenleben.

Kann man über das Ende der Höflichkeit schreiben, ohne selbst unhöflich zu sein? , Die Bespiele, ohne die eine Beschreibung des Problems kaum verständlich ist, sind so ehrverletzend, würdelos und widerlich, dass man sie schwarz auf weiß gar nicht drucken und nicht lesen möchte. Dennoch seien einige hier aufgezählt. Sie sind alle aus dem Leben und keine Erfindung, auch wenn man es kaum glauben kann:

"Beate Klarsfeld gehört in die Klapsmühle" schreibt ein RHEINPFALZ-Leser über die Präsidentschaftskandidatin der Partei "Die Linke", "Frau Gauck sieht aus wie ein Putzmop" steht in einem Internetforum über die Lebensgefährtin des künftigen Bundespräsidenten und erntet dort sogar viel Zustimmung. "Das Geldmonopol führt zur Finanzkrise, nicht die Deregulierung, ihr Faschisten", attackiert ein FDP-Mann andere FDP-Mitglieder auf Facebook im Internet.

Beleidigungen, Beschimpfungen und Denunziationen sind Alltag geworden. Wer das Fan-Forum des 1.FC Kaiserslautern - www.der-betze-brennt.de anklickt, erschrickt über den rauen, oft bösartigen Ton zwischen Menschen, die doch eigentlich fast alle dasselbe wollen: den Erfolg des FCK. Und wer glaubt, Fußballfans neigen mehr als andere zu Pöbeleien, kann sich zum Beispiel im Internetforum der Zeitung "die Welt" verstörende Eindrücke von den Rohheiten in einer bürgerlich-akademischen Kommunikation machen.

Wo Höflichkeit endet, da ist abgrundtiefer Hass nicht mehr weit: Ein RHEINPFALZ-Leserbriefschreiber nennt Deutschland ein "Scheißland" und "eine Kloake von Arschlochjournalisten", ein Leser aus Rheinzabern schreibt am 7. März: "Wenn es die RAF (die Terrorgruppe Rote Armee Fraktion) noch gäbe, wären Sie Herr Wulff (also der zurückgetretene Bundespräsident) das vordringlichste aller Ziele und kein normal denkender Mensch würde Ihnen auch nur eine Träne nachweinen". Ist so etwas überhaupt noch zu fassen.

Höflichkeit ist eine Respektbezeugung. Man achtet andere Menschen so, wie sie sind, und so, wie man selbst von anderen geachtet werden möchte. Zahlt Höflichkeit nichts mehr, dann wird der Umgang zwischen Menschen respektlos. Vom Straßenverkehr kennen wir das: Drängler, Ausfahrtblockierer, Kurvenschneider, Blinkignoranten, Parkbucht-Missachter nehmen keine Rücksicht. Achtlosigkeit macht sich breit: Müll wird aus dem Autofenster geworfen oder im Wald entsorgt. Lauten, höchst privaten Handy- Telefonaten ist man überall schutzlos ausgesetzt. Respektlosigkeit zwischen Jungen und Alten ist oft die eigentliche Ursache für Generationenkonflikte.

Nun ist also auch die Zwischenmenschliche Kommunikation zum respektfreien Raum geworden. Das Internet beschleunigt diesen Abstieg. Das fängt damit an, dass Anreden nur noch den Anschein von Höflichkeit verbreiten, wenn E-Mails mit"S.g.D.u.H." (Sehr geehrte Damen und Herren) beginnen und mit " M.f.G. " (Mit freundlichen Grüßen) enden. Galt es seit jeher: Ein Mensch hat in seinem Leben fünf, zehn, vielleicht fünfzehn gute Freunde. In "Facebook" kann er nun binnen Stunden Hunderte haben. Aber was sind das für welche? Wie die Höflichkeitsformeln entleeren wir hehre Begriffe ihres eigentlichen, guten Sinnes.

Das Internet ist ein fast schrankenloser Raum. Wer am Stammtisch diskutiert, sieht sein Gegenüber, seine Mimik, seine Gestik. Er spürt, wann er zu weit geht und nimmt sich zurück. In der Online-Kommunikation zählt nur das Wort. Die Personen, die es schreiben, und die, denen es gilt, bleiben unsichtbar. Aber: Unsichtbar sein heißt nicht Unverletzbar sein. Worte können wie Waffen wirken.

Das Internet enthemmt. Es erlaubt Feiglingen, sich in der Anonymität zu verstecken, aber den starken Mann zu markieren. Es ist der Tummelplatz für Rechthaben und Wahrheitsgewisse, für Ideologen und Extremisten. Maßvolle Meinungen werden als "politisch korrekt" abgekanzelt, Fäkaliensprache gehört zum Umgangston in Blogs und Foren.

Und dennoch: Die Anonymität des Internets kann nicht allein schuld daran sein, dass Menschen auch in Briefen, in Reden und im Handeln immer häufiger Abstand, Höflichkeit und Respekt vermissen lassen. Im Straßenverkehr zeigt es sich schon lange: Tut ein Fremder etwas vermeintlich Falsches, wird er zum schlimmsten Feind deklariert und übel beschimpft - doch für sich selbst nimmt man sich selbstverständlich jedes Recht der Welt in Anspruch, über die Stränge zu schlagen. Andere eingrenzen, sich selber entgrenzen - das ist die Devise. So wird schleichend das Bild vom Menschen zerstört, das unserer Erziehung und unserem einträchtigen Zusammenleben zugrunde liegt. Von der Gewalt mit Worten zu Gewalttaten ist es oft nur noch ein kleiner Schritt.

Und dennoch: Die Anonymität des Internets kann nicht allein schuld daran sein, dass Menschen auch in Briefen, in Reden und im Handeln immer häufiger Abstand, Höflichkeit und Respekt vermissen lassen. Im Straßenverkehr zeigt es sich schon lange: Tut ein Fremder etwas vermeintlich Falsches, wird er zum schlimmsten Feind deklariert und übel beschimpft - doch für sich selbst nimmt man sich selbstverständlich jedes Recht der Welt in Anspruch, über die Stränge zu schlagen. Andere eingrenzen, sich selber entgrenzen - das ist die Devise. So wird schleichend das Bild vom Menschen zerstört, das unserer Erziehung und unserem einträchtigen Zusammenleben zugrunde liegt. Von der Gewalt mit Worten zu Gewalttaten ist es oft nur noch ein kleiner Schritt.

Das Ende der Höflichkeit und des Respekts ist ein Menetekel unseres kulturellen Unterganges.

Ein Artikel von Michael Garthe, Chefredakteur der Zeitung DIE RHEINPFALZ

Wir danken dem Autor und DER RHEINPFALZ für die Genehmigung zum Einstellen auf unserer Home Page.

Diesen Zeitungsartikel finde ich so treffend und auf den Punkt genau für den Umgang der Menschen miteinander, auch in unseren Vereinen und unter unseren Bekannten, Freunden und sogar Verwandten, dass ich ihn auf unsere Home Page stelle, damit ihn jeder lesen kann und sich seine Gedanken darüber macht.
Ralf Schöneberger


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